OASE in der KGS kommt gut an (HAZ vom 15.11.21)

OASE in der KGS kommt gut an (HAZ vom 15.11.21)

Umfrage: Lehrer und Schüler loben den Rückzugsraum / Sozialpädagogen und ehrenamtliche Helfer hören zu / Umsetzung gemeinsamer Projekte

Pattensen-Mitte. „Lass dich beflügeln“ steht auf einem kleinen Schild auf dem 102 Jahre alten Klavier in der Oase der KGS Pattensen. So lautet das Motto dieses besonderen Raums, der im Februar 2020 in der Ernst-Reuter-Schule eröffnet wurde. „Die Oase soll ein Rückzugsraum für die Schülerinnen und Schüler sein. Hier werden sie unabhängig von ihrer Schulleistung wertgeschätzt“ sagt Schulsozialpädagogin Susanne Farkhar. Sie hatte die Idee für die Oase und konnte sie mithilfe einer Erbschaft in Höhe von 15 000 Euro, die der Schule damals vermacht wurden, umsetzen. „Ähnliche Konzepte gibt es an der einen oder anderen Schule auch schon. Doch in dieser konkreten Form ist es ein Alleinstellungsmerkmal unserer KGS“, sagt Farkhar.

Die Oase befindet im ehemaligen Lehrerzimmer der KGS Pattensen. Heute können die Schüler dort auf dem Klavier spielen, in der Mal-Insel kreativ die Wände bemalen oder einfach gemütlich auf dem Sofa sitzen. Im Sommer stehen sogar Liegestühle auf der Wiese direkt neben der Oase. Der Raum ist ursprünglich für alle Schüler gedacht. Wegen des Coronavirus steht er aktuell allerdings pro Woche im Wechsel immer nur jeweils einem Jahrgang zur Verfügung. Trotz der nur eingeschränkt möglichen Nutzung ist die Einrichtung für viele Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte nicht mehr wegzudenken. Das zeigt eine aktuelle Befragung unter Lehrkräften, Schülern und Schulsozialpädagogen.

Schüler werden aufgefangen

„Es ist ein Unterschied, ob ich eine Leistung wertschätze oder ob ich eine Person wertschätze. Ich erlebe die Oase nicht nur als einen Ort, sondern als eine Haltung“, beschreibt Schulleiterin Mirjam Gerull in der Umfrage das pädagogische Konzept der Oase. Eine Lehrerin wird mit den Worten zitiert: „Kinder und Jugendliche müssen sich in der Schule sonst immer profilieren. Da ist die Oase ein toller, hoffnungsvoller und druckfreier Ort.“

Immer wieder kommt es auch vor, dass Lehrkräfte gezielt Schüler in die Oase schicken. „Wenn Kinder- und Jugendliche früher den Unterricht gestört haben, wurden sie häufig einfach aus dem Raum geschickt und mussten dort warten. Heute kommen viele von ihnen mit einer kleinen Notiz des Lehrers zu uns in die Oase“, sagt Fahrhar. Dort ist immer mindestens ein Sozialpädagoge der Schule anwesend, der sich dann mit dem betreffenden Schüler unterhält. „Wir hören zu. Häufig gibt es auch Gründe, weshalb Schüler im Unterricht auffällig sind“, sagt Fahrkar. Rund drei Viertel aller Lehrerinnen und Lehrer geben an, dass sie dieses Angebot als entlastend empfinden. Mehr als die Hälfte hat es auch schon genutzt.

Ehrenamtliche nehmen sich Zeit

Neben den angestellten Schulsozialarbeitern sind in der Oase auch ehrenamtliche Life-Coaches tätig. „Zurzeit haben wir elf Seniorinnen und Senioren, die sich regelmäßig mit den Kindern unterhalten oder manchmal auch bestimmte Projekte mit ihnen umsetzen. Sie bieten den Schülern einen anderen Blickwinkel“, sagt Farkhar. Ein Life-Coach schreibt in der Umfrage: „Oft spreche ich mit Kindern, die auch wirklich schlimme Dinge getan haben. Und ich denke, dass sie es genießen, dass da jemand ist, der ihnen zuhört und sich mit ihnen beschäftigt.“

Hin und wieder werden auch Projekte in der Oase angeboten. „Wir haben zum Beispiel in der schweren Corona-Zeit Hoffnungssteine gebastelt, die jetzt auf der Wiese vor der Oase liegen“, sagt Farkhar. In einem weiteren Projekt unter der Leitung von Schulsozialarbeiterin Frauke Schnackenberg haben Schüler das Wort „Willkommen“ in 17 verschiedenen Sprachen auf Steintafeln formuliert, die jetzt in einem der Flure der Schule hängen. Projekte dieser Art werde es auch in Zukunft geben, kündigt Farkhar an. Dann ist plötzlich ihre Aufmerksamkeit gefragt: Eine Schülerin kommt mit ein paar Schrammen im Gesicht in die Oase. Sie ist gefallen, hat sich beim Schulsanitätsdienst behandeln lassen und soll sich jetzt in der Oase noch etwas ausruhen. Das Fazit formuliert der stellvertretende Schulleiter Andreas Ulrich: „Die Oase hat einen positiven Einfluss auf die Atmosphäre in der gesamten Schule. Wir wollen darauf nicht mehr verzichten.“

Text/Bild: Tobias Lehmann (HAZ)